🪿 The Berlin Apartment – Ein Zuhause voller Zeitkapseln

🪿 The Berlin Apartment – Ein Zuhause voller Zeitkapseln

🦆 Kurzes Vorwatscheln:

The Berlin Apartment“ ist ein Spiel wie ein altes, charmantes Altbauzimmer: Du gehst hinein – und plötzlich bemerkst du, dass jeder Riss in der Wand, jeder abgeplatzte Fliesenfetzen und jeder vergilbte Zettel eine Geschichte erzählt. Keine lauten Effekte, keine Blockbuster-Inszenierung – sondern ein stilles, zutiefst menschliches Mosaik aus Jahrzehnten Berliner Geschichte. Ein Spiel, das dir erlaubt, durch Zeit zu watscheln wie eine neugierige Ente – und doch mit jedem Schritt schwerer im Gefieder wird.
Und: Es darf gespoilert werden – also volles Durchgequake voraus.


🎮 Das Spiel im Überblick

🪿 TitelThe Berlin Apartment
🎯 GenreNarrative Adventure
🛠️ Entwicklerbtf, Publisher: btf, ByteRockers‘ Games, PARCO GAMES
🧠 gespielt aufPC
🗓️ Release17. November 2025
⏱️ Spielzeitca. 3 bis 4 Stunden
💰 Preis~20,00 € bis 25,00 €

👀 Was du spielst

Du bist Dilara, die ihren Vater Malik im Jahr 2020 dabei hilft, ein Berliner Altbau-Apartment zu renovieren. Bei jeder Renovierungsarbeit stoßt ihr auf Objekte, die euch in die Vergangenheit katapultieren: Brief, Stern, Foto, alte Schreibmaschine.
Jeder Fund ist ein Portal. Jede kleine Entdeckung ein Türspalt zu einem früheren Leben.
Das Apartment wird so nicht nur zum Schauplatz, sondern zum Schwamm der Zeit, getränkt mit Geschichten unterschiedlicher Bewohner*innen – vom Jahr 1933 bis 1989.
Und wir dürfen sie nacherleben.


🦆 Die Geschichten im Detail – mit Spoilern

🕰️ 2020 – Der Anfang: Tapeten, Staub und eine Tochter, die alles sieht

Wir starten mitten im Corona-Jahr. Malik und Dilara renovieren das Berliner Apartment. Zwischen Humor und Alltagsgestreite von Vater und Tochter wirkt ihre Beziehung warm und glaubwürdig – schon hier zeigt das Spiel, wie stark seine Charakterzeichnungen sind.
Beim Abreißen einer Tapete findet Dilara einen alten Brief und löst damit die erste Zeitreise aus.

📜 1989 – Kolja & der Papierflieger über die Mauer

Wir springen in die DDR, kurz vor dem Mauerfall. Das Apartment ist grauer, enger, spartanisch – aber voller Menschlichkeit.
👉 Kolja, ein junger Mann, lebt direkt an der Mauer. Eines Tages fliegt ein Papierflieger-Brief aus dem Westen durch sein Fenster hinein.
Was folgt, ist eine stille, aber berührende Freundschaft zwischen zwei Fremden, die durch Beton getrennt sind – aber durch Worte verbunden.
Sie tauschen Briefe, Rezepte, Wünsche aus. Und irgendwann kochen sie gemeinsam – jede*r auf seiner Seite der Mauer, über das Telefon verbunden.
Ein Abendessen, das nie stattfinden konnte – aber trotzdem stattfindet.

2020 – Ein Stern aus Pappe und ein Weg zurück ins dunkelste Berlin

Beim Renovieren findet Dilara einen kleinen gebastelten Stern. Die Oberfläche ist rußig. Die Spitzen sind leicht verbrannt.
Es beginnt die nächste Geschichte.

🎄 1945 – Mathildas Heiligabend zwischen Trümmern

Wir erleben Berlin am Ende des Krieges. Alles ist zerstört. Die Wohnung halb eingestürzt.
Mathilda, ein junges Mädchen, lebt mit Mutter und Bruder in bitterer Armut. Der Vater ist an der Front oder verschollen – das bleibt bewusst schmerzlich offen.
Weihnachten steht an, aber es gibt nichts zu feiern. Also machen sie es trotzdem.
Mathilda sammelt in den Trümmern von das, was mal ihre Wohnung war Glasscherben als „Schmuck“, Holzsplitter als „Figuren“, verbogene Metallreste als „Glanz“.
Ein Kapitel voller leiser Hoffnung ohne falsche Romantik – die Musik trägt hier ganz besonders, melancholisch, aber warm.
Die Szene endet beim Abendessen: ein bisschen Brot, ein bisschen Hoffnung – und ein Mädchen, das die Welt zusammenhalten will, obwohl sie brennt.

🖼️ 2020 – Ein Foto in der Wand

Zwischendurch wieder in der Gegenwart: ein Foto, tief in der Wand eingeklemmt.
Ein Mann im Anzug. Eine Wohnung voller Kunst. Ein Leben, das bald nicht mehr da sein durfte.
Nächster Zeitsprung.

✡️ 1933 – Josef und die Wohnung, die ihm genommen wird

Wir sind im Apartment, als es noch ein Ort der Geborgenheit war: schöne Möbel, edle Teppiche, Kunst an den Wänden.
Josef, ein älterer jüdischer Herr, führte hier anscheinend ein kultiviertes, friedliches Leben. Bis 1933, dem Jahr, in dem er gezwungen wird, seine Wohnung zu verlassen und zu verschwinden.
Man begleitet ihn dabei, wie er Dinge auswählt, die er mitnehmen kann, Erinnerungen streichelt, weil er sie bald verlieren wird, Fotos anschaut, die er nie wieder sehen kann.
Es ist ein Aussortieren des eigenen Lebens, Objekt für Objekt.
Am Ende der Szene klopft die Hilfspolizei bedrohlich an seiner Wohnungstür und Josef bleibt nur die Flucht über die Hintertür.

⌨️ 2020 – Eine alte Schreibmaschine und die letzte große Geschichte

Dilara entdeckt beim Aufräumen eine Schreibmaschine. Schwer, verstaubt, voller Geschichten.
Letzter Zeitsprung.

📚 1967 – Toni, die Schriftstellerin mit der Wahrheit im Herzen

Wir treffen Toni, eine leidenschaftliche Autorin. Sie schreibt ein Buch, das unbequem ist. Zu ehrlich. Zu sehr gegen die Normen.
Sie wird mit Änderungswünschen bombardiert: entschärfen, kürzen, umschreiben, anpassen.
Am Ende darfst du dich entscheiden. Die eigene Geschichte wahren auf Kosten des eigenen Urheberechts und sie im Namen ihres Vaters veröffentlichen oder die Geschichte samit all ihren absurden Änderungen unter den eigenen Namen veröffentlichen.
Ich habe entschieden: Sie soll ihre Geschichte bewahren. Aber dafür muss sie es unter dem Namen ihres Vaters veröffentlichen.
Ein bittersüßes Kapitel über Kunst, Wahrheit und Freiheit.
Dilara erzählt später in der Gegenwart: „Das Buch kam wirklich raus – unter dem Namen ihres Vaters.“
Und man spürt den Triumph ebenso wie den Schmerz.

🎁 2020 – Die Zeitkapsel und das Ende

Malik und Dilara packen alle gefundenen Objekte in eine Zeitkapsel, die sie im Apartment verstecken.
Die Geschichten kehren zurück in die Wände – und bekommen ein neues Zuhause, aber nicht ohne dass auch Malik und Dilara einen Gegenstand mit in die Zeitkapsel legen.
Ein wunderschöner, runder Abschluss: ein Apartment, das durch uns weiterlebt – und das zeigt, dass wir nur Mieter*innen der Zeit sind.

💡 Was bleibt im Schnabel hängen?

Starke, emotionale Geschichten: Jede Epoche fühlt sich eigen an – glaubwürdig, berührend, detailliert.
Atmosphärischer Soundtrack: Melancholisch, hoffnungsvoll, traurig, warm – das Spiel trifft jedes Gefühl.
Großartige deutsche Vertonung: Jede Figur klingt authentisch – ohne Pathos, ohne Kitsch.
✅ Perfektes Pacing zwischen alltäglichen Momenten und historischen Wucht-Themen


🐤 Was watschelt holprig?

⚠️ Kleine Bugs: Tonaussetzer, leichte Holprigkeiten in Übergängen
⚠️ Manchmal laufen die Szenen leicht on rails – wenig spielerische Freiheit
⚠️ Es gibt Passagen, in denen eine Telefonnummer eingeblendet wird. Ruft man diese aus Spaß mal wirklich an, kommt leider eine „Nicht vergeben“-Ansage. Eine verpasste Chance für einen ulkigen Immersions-Gag.
⚠️ Sehr emotional – aber das ist Absicht, keine Schwäche


🎙️ Quack-Fazit:

The Berlin Apartment“ ist ein stilles Meisterwerk. Ein historischer Spaziergang durch ein einziges Apartment – aber gefüllt mit Jahrzehnten menschlicher Wärme, Angst, Hoffnung und Liebe.
Es zeigt uns:
🏠 Wir besitzen Wohnungen nie wirklich.
🕰️ Wir bewohnen nur kurz Räume, die schon viel länger leben als wir.
🎭 Und jede Wand hat Ohren – und Erinnerungen.
Es ist ein Spiel, das tief geht, lange nachhallt und zeigt, wie intim Geschichte erzählt werden kann.


🪿 Quack-Wertung:

🦆🦆🦆🦆🦆 von 5 Enten
Ein Spiel voller Herz, Gewicht und Haltung. Emotional, nachdenklich, wichtig – und wunderschön erzählt.

https://store.steampowered.com/app/2280430/The_Berlin_Apartment